Neues Unterrichtsangebot für die 1. Klassen

Wissensvermittlung und das Wahrnehmen von Erziehungsaufgaben ist und war schon immer eine untrennbare Forderung im schulischen Geschehen. Junge Menschen heranzubilden, ihre Persönlichkeiten mitzuformen und sie auf das Leben vorzubereiten verlangt jedem daran Beteiligten viel persönliches Engagement ab.

Und viele Probleme, denen die Gesellschaft heute mehr oder weniger hilflos gegenübersteht, werden immer öfter der Schule zur Lösung zugeschoben. Doch die Schule ist nicht imstande, sie allein zu bewältigen. Die Ursachen sind zu vielschichtig; daher sind alle gefordert: Schüler – Lehrer – Eltern.

Die Veränderungen in der Welt vollziehen sich rasch und machen ein unaufhörliches Ergänzen von Wissen und Fähigkeiten notwendig. Der Mensch mit all seinen Dimensionen steht heute zunehmend im Mittelpunkt der Betrachtung. Es werden von ihm für die Bewältigung von komplexer werdenden Aufgabenstellungen Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Kommunikationstechniken, Konfliktlösungsverhalten, Teamgeist, ständige Lernbereitschaft usw. verlangt. Persönliches, Persönlichkeit und persönliche Kontakte gewinnen an Bedeutung. Längst hat man z. B. im Wirtschaftsleben erkannt, dass Persönlichkeiten gebraucht werden, die neben ihrem fachlichen Können eine gesamtmenschliche Bildung besitzen – und das ist mehr als intellektuelles Gebildetsein. Denn die Art, zwischenmenschliche Beziehungen zu gestalten, bestimmt privates Glück und beruflichen Aufstieg.

Die Schule sollte sich daher in Zukunft um das Aneignen auch solcher Fähigkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemühen, denn eine gute Kommunikation ist der Grundstein für die Gestaltung des Lebensraumes Schule zu einem Ort, an dem  Lernwege gefunden und Problemlösungsstrategien erarbeitet werden und soziale Begabungen sich entfalten und Persönlichkeiten sich weiterentwickeln können. Eine die Persönlichkeitsentwicklung fördernde Schule, die bei der Bewältigung von Problemen unserer Gesellschaft, die mit Defiziten gerade in der Persönlichkeitsentwicklung in Zusammenhang gebracht werden, helfen soll, darf keine Wunschvorstellung bleiben.

Die Zeit scheint es zu fordern, dass in der Schule auf breiter Ebene Persönlichkeits- und Kommunikationspflege systematisch und „gemeinsam“ betrieben wird, was allen in das schulische Leben Involvierten zugute kommen könnte.

Den Schülern sollten Lernerfahrungen ermöglicht werden, die im „Miteinander“ entstehen. Das „Jahr des lebensbegleitenden Lernens“ hat zum Nachdenken über neue erzieherische Möglichkeiten – Einführung eines diesen Intentionen entsprechenden Unterrichtsgegenstandes – veranlasst.

Es soll ein Gegenstand sein, durch den für die Schüler quantitativ nichts an Belastungen dazukommt, sondern der qualitativ das schulische Geschehen so ändert, dass es eher einer Entlastung im Schulalltag gleichkommt, da es in diesem Fach nicht um messbare Schulleistungen gehen darf, sondern um die Förderung und die Heranbildung hin zu einer eigenständigen Lebensführung.

Aufgeschlossenheit der Lehrer und der Eltern gegenüber neuen persönlichkeitsorientierten Methoden wirkt sicher begünstigend; denn wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen so sind auch in der Schule die alten Rollenbilder im Wandel begriffen; neue zwischenmenschliche Herausforderungen halten Einzug.

Die für die o. a. und folgenden Ausführungen verwendete Fachliteratur scheint in einem LITERATURVERZEICHNIS auf.


 

 

Lehrplan

für die Unverbindliche Übung· „T.I.P.S.“

Trainiere Intelligenz Persönlichkeit Sozialverhalten

 

  

Bildungs- und Lehraufgabe; didaktische Grundsätze

 

T.I.P.S. hat die Aufgabe, die Schüler im Anschluss an die Erfahrungen der Volksschule in ihrer Intelligenzfähigkeit, persönlichen und sozialen Entwicklung zu fördern.

Praktische Impulse, konstruktive Lernhilfen und konkrete Übungen sollen das Verständnis für das ICH, DU und WIR schärfen und Anregungen für die persönliche Entfaltung in der Schule bieten.

Der von den Eltern oft gewünschten Entlastung und Hilfestellung beim Übertritt von der Volksschule in die AHS soll durch „T.I.P.S.“ Rechnung getragen werden.

 

Der Lehrplanentwurf gliedert die Inhalte von T.I.P.S. in drei gleichwertige Lernbereiche:

 

 ntelligenz (Individuelle Lernhilfen finden und anwenden können; Lernmotive entdecken)

P ersönlichkeit (Wer bin ich? Kennen der eigenen Persönlichkeit als wichtige Voraussetzung für psychische Gesundheit, sich anderen mitteilen können)

S ozialverhalten (Soziale Begabungen aufspüren; sich als Teil eines Ganzen erfahren, in dem sich jeder in verschiedenen Situationen als wertvoll für sich und die anderen erleben kann)

 

Der T.I.P.S. – Unterricht soll an Beispielen erfolgen, die altersadäquat und für das Klassenklima von Bedeutung sind und die aktuellen Bedürfnisse der Schüler einer ersten Klasse berücksichtigen.

Der Unterricht zielt in keinem Lernbereich auf Begriffswissen ab; er soll jedoch in Gruppen- und Partnerarbeiten sowie in Rundgesprächen oder Diskussionen erarbeitetes Wissen sichern und Konfliktaufarbeitung ermöglichen. Dabei ist auch die Sicherheit im Gebrauch der Standardsprache anzustreben. In den Lernbereichen Persönliches und Soziales wird sich die Verwendung der Herkunftssprache (Mundart) als angemessener erweisen.

Eine Leistungsbeurteilung ist nicht angebracht, es wäre aber zu überlegen, ob nicht in die „Verhaltensnote“ das ständige Mittun und die Bereitschaft zum Sich-einbringen-Wollen miteinbezogen werden sollte.

Zur Sicherung des Unterrichtsertrages können nach Bedarf am Ende einer Unterrichtsstunde von den Schülern Kurzprotokolle erstellt und „Hausübungen“ nur dann gegeben werden, wenn es sinnvoll und möglich ist, dass die Schüler das im Unterricht Erarbeitete für ihren persönlichen Nutzen umsetzen.


 

a) Lernbereich INTELLIGENZ

 

Die Schule soll ihren Schülern helfen, ihre Gesamtpersönlichkeit zur Entfaltung zu bringen; dabei ist sie der Person des Einzelnen, seiner Lernfähigkeit verpflichtet.

Die trotz guter Intelligenz oft auftretenden Lernschwierigkeiten resultieren nicht selten aus der Art des Lernens, durch die sich der Schüler selbst im Weg steht. Die Aufgabe von T.I.P.S. sollte daher sein, die Lernbereitschaft zu fördern und durch die Vermittlung von Lerntechniken den persönlichen Lernstil zu entwickeln. Da Lernerfolge eine Frage der Intelligenz und Begabung sind, verschieden viele Begabungen und Intelligenzfaktoren jedoch dafür verantwortlich sind, wie gut neue Lebenssituationen bewältigt werden können, soll der Schüler befähigt werden, mit seinen „Begabungen“ und Leistungsschwächen umzugehen. Auch Lernen will gelernt sein!

  

Die Schüler sollen lernen

  

  •  günstige Lernbedingungen zu schaffen   
  •  Lernumgebung, Lernatmosphäre, Arbeits- und Lernplatz
  • Körperliche Kondition (Ernährung, Bewegung…)
  • Zeiteinteilung
  • Biorhythmus

 

  • positive Lerneinstellungen aufzuspüren 
  • Wie motiviert man sich am besten?

  • Gründe für das persönliche Lernziel (Interesse an einer Sache, Freude an der Arbeit)

  • Aus einem Fernziel mehrere Nahziele machen

 

  • das Lernen zu planen  
  • Tagesplan – Wochenplan – Semesterplan

  •  Lernkalender basteln

 

  • seinen individuellen Lerntyp zu finden  
  • Hören – Sehen – Handeln

 

  • sich selbst zu belohnen  
  •  Angemessenes „Eigenlob“ spornt zu neuen Erfolgen an

 

  • rechtzeitig Fragen zu stellen  
  • Fragetechniken üben

 

  • Ordnung zu halten  
  • Heftführung

  • Übersichtlichkeit beachten

 

  • sich zu konzentrieren  
  • Konzentrationsübungen

 

  • Wie man zu einem „besseren“ Gedächtnis kommt 
  • Gedächtnisstützen (Merktechniken) erproben

 

  • Lernhemmungen auszuschalten  
  • Warum gelingt etwas nicht?

  • Bedeutung von Lernpausen

  • Nichts Ähnliches nacheinander  lernen,…….

 

  • Mit Lernkarteien umzugehen  
  • Lernkarteien und Lernposter basteln

  • Notizenkartei anlegen

 

  • Lesetechniken zur rascheren Sinnerfassung zu entwickeln  
  • Lesegeschwindigkeit erhöhen

  • Texterarbeitung

  • Textzeichen

 

  • Techniken des Lernens  
  • Lernmethoden

  • Überlernen vermeiden

  • Wiederhole richtig!

  • Methoden des Gedächtnistrainings

 

  • Prüfungssituationen zu beherrschen  
  • Regeln gegen den Prüfungsstress

  • Wie vermeide ich Prüfungsangst?

 

  • Tipps zur höheren Lerneffektivität in einigen Unterrichtsgegenständen  
  • Rechtschreibhilfen

  • Vokabellernen

  • Merken von Zahlen….. 

  

  

  

b) Lernbereich PERSÖNLICHKEIT

 

Schule kann zu einem Ort werden, an dem der Schüler Kenntnisse von den eigenen Möglichkeiten und Grenzen zum Aufbau eines angemessenen Selbstbewusstseins gewinnt, wenn die Schulklasse nicht als Ansammlung von Schülern einer bestimmten Schulstufe gesehen wird, sondern als eine Gemeinschaft von einzigartigen Persönlichkeiten.

Besonderes Gewicht kommt in dem Lernbereich „Persönlichkeit“ der behutsamen Lenkung und dem Fingerspitzengefühl des Lehrers zu, da ein hohes Maß an Freiheit in der Auswahl der Methoden – z. B. können Rollenspiele Lärm verursachen – möglich sein muss.

  

In einzelnen Übungsphasen soll der Schüler lernen:

  

  • Wer bin ich?  
  • Mein Leben ist sinnvoll

  • Was verrät mir mein Körper

  • Probleme der Vorpubertät anhand von Lesestücken besprechen

 

  • Was kann ich besonders gut?  
  • ein Gedicht schreiben

  • ein Bild malen

  • eine Idee für ein Projekt verwirklichen

  • intensiv Musik hören …

 

  • Ich bin gut zu mir  
  • Womit ich mir selbst Freude mache

  • Was tue ich für meine Gesundheit, mein „Äußeres“…

  • Ich darf auch entspannen, faul sein…

 

  • Meine „Sonnenseiten“ und meine „Schattenseiten“  
  • Wie ich mich selbst sehe

  • Wie ich wirklich bin

  • Wie mich die anderen sehen

 

  • Wie teile ich mich mit?  
  • Selbstdarstellung – Selbstverbergung

  • Sprache (Rhetorische Tipps)

  • Gestik

  • Mimik

  • Sitz, Gang

  • Stimme

 

  • Botschaften richtig deuten lernen (in Rollenspielen) 

 Zum Beispiel …

LEHRER: Was ist das für ein Saustall, du Schmutzfink!

SCHÜLER: Ich bin ein schlimmes Kind, eine Schande für meine Eltern!

 oder

 SCHÜLER: Er muss einen schlechten Tag gehabt haben, der Arme!

  

  • Ängste – und wie ich damit fertig werde  
  • Perfekt sein wollen – realistisch sein müssen

  • Kummerkasten basteln

  • Sich helfen lassen

  • Wer hilft mir an der Schule: Schülerberater, Lehrer, Arzt, Schulpsychologe …

 

  • Das richtige „Selbstkonzept“ finden  
  •  Die Geschichte vom Löwen und Elefanten
  •  Die Rolle der Außenseiter, Stars, Streber, coolen Typen …

 

 

c)  Lernbereich SOZIALVERHALTEN

 

Eine Schule, in der Menschen mit individuellen Bedürfnissen, Wünschen und Ängsten zusammenleben, muß sich auch mit deren Konflikten und Beziehungsproblemen auseinandersetzen, und zwar unter Einbeziehung aller, die direkt oder indirekt das Schul-Leben bestimmen: Schüler, Lehrer und Eltern. Voraussetzung dafür ist das „Miteinanderreden“, wodurch Konflikte leichter als solche erkannt und gemeinsam bewältigt werden können. Erst durch gegenseitiges Verstehen wird erwünschte Veränderung möglich.

In T.I.P.S.  sollen die Schüler befähigt werden, oft unbewußt ablaufende Sozialisationsprozesse bewußt werden zu lassen: sich selbst besser wahrnehmen, Konflikte erkennen und ihnen nicht ausweichen, Lösungen erarbeiten, Mut zeigen, um Erlebtes und Gefühltes zu beschreiben und zu beurteilen, in der Klassengemeinschaft etwas gemeinsam erarbeiten, zu Fehlern stehen, Hemmungen abbauen, Toleranz gegenüber anderen üben, …..

Einer Klasse (Gruppe) anzugehören macht nicht nur sicherer, sondern es befriedigt auch das Grundbedürfnis nach Gemeinschaft und erweitert die persönlichen Vorstellungen. Esmuß allerdings versucht werden, so ehrlich wie möglich zu kommunizieren: ehrlich zu sich selbst und anderen sein, den anderen akzeptieren und achten – auch dann, wenn er anders als wir ist.

  

 

Auswahl  (!)  von Themenkreisen

 

  • Gegenseitiges Kennenlernen zu Beginn des Schuljahres  
  • Papptellergalerie

  • Namensgeschichten

  • Selbstbildnis             Anm.:  Bastelübungen

 

  • Wie ich mit anderen Kontakt aufnehmen kann  
  • Über Situationen reden

  • Über den anderen reden

  • Über sich selbst reden

  • Fragen stellen (Frageformen üben)

  • Nachrichten weitergeben

 

  • Wie zeige ich dem anderen meine Gesprächsbereitschaft?  
  • Körpersprache

  • Non-verbale Kommunikation

  • Paraphrasieren will gelernt sein

 

  • Gefühle anderer erkennen lernen  
  • Bedürfnis-Turm erarbeiten

 

  • Eigene Gefühle (Stärken und Schwächen) wahrnehmen und ausdrücken

 Laienspiel: selbst gewählte Gedichte vortragen oder Symbole für Gefühle malen lassen  (Herz, Taube, …..)

„Lieblings“ – Bilder aus Zeitschriften, Kalendern…….sammeln und mitbringen…………

untereinander tauschen…….interpretieren……..

 

  • Wie gehe ich mit meiner Unsicherheit um?  
  • Augenkontaktübung

  • Das Als – ob – Prinzip

  • „Flucht nach vorn“ – Prinzip

  • Das Schubkarren – Prinzip

 

  • Mein Selbstwertgefühl  (Ich bin OK – du bist OK)  
  • Anti – Abwehrmanöver – Technik

  • Ich-spiele-dir-dich-vor – Spiel

  • Hot-Chair – Spiel

  • „Der-schwierige-Andere“ – Spiel

 

  • Sich um andere sorgen  
  • Wie kann ich Mitschülern helfen (Nachhilfe …)

  • Projekte zur Unterstützung von Behinderten … durchführen 

  • z.B.: Flohmarkt für Schulfest organisieren …

 

  • Umweltprojekte ausarbeiten ….  (Sketches, Bild – Collagen anfertigen, ….)  
  • Lebensläufe „vorbildlicher“ Menschen auswählen und vorstellen

 

  • Wir er-kennen einander  
  • Steckbrief von einem Klassenkollegen schreiben

  • Analogiespiel

 

Einzelne Lern-  oder Übungseinheiten können durch kinesiologische Übungen aufgelockert werden.

(Bewegungsübungen, die  beide Gehirnhälften aktivieren):

Augenachten – Liegende Achten – Bauchatmen und Stille – Tiger – Eule ……..

(Legasthenie)

Meditation für Kinder (Phantasieübungen; ev. im Turnsaal oder im Freien)

 

 

Erklärungen zu einzelnen Spielen:

 

ANALOGIESPIEL:

 Mitschüler werden charakterisiert, indem sie zu Tieren, Pflanzen, Edelsteinen, Möbeln, Geräten, Dichtern … in Beziehung gesetzt werden, passend zu Charaktereigenschaften, Gemütsstimmungen, Hobbies …

 

NACHRICHTEN WEITERGEBEN:

 Sechs Freiwillige gehen aus der Klasse. Dann wählt eine Gruppe z.B.: ein Bild aus der Zeitung:

Spieler 1 bekommt 30 Sekunden, um sich das Bild einzuprägen. Dann wird Spieler 2 geholt. Eins erklärt Zwei, was er gesehen hat. Eins setzt sich, 3 kommt. Spieler 2 erklärt 3, was er gehört hat usw. (ZIEL: Zuhören lernen !)

 

PARAPHRASIEREN:

Es üben zwei Schüler (Schüler S und E)

S: Sagt etwas zu E. Er sendet eine Nachricht.

E: Paraphrasiert, er gibt die Nachricht mit eigenen Worten wieder.

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