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Geschichte & Erfolge

Chronik

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  • 1924 – Burgenländische Deutsche Mittelschule

    Gründung und Schulorganisation

    Vor der Angliederung des Burgenlandes an Österreich gab es in Mattersburg keine Mittelschule, sondern nur eine vom Königlich – Ungarischen Kultusministerium knapp vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges errichtete vierklassige „Staatsbürgerschule für Knaben”. Ab dem Schuljahr 1923/24 wurden auch Mädchen zum Besuch dieser Schule zugelassen.

    Um aber dem Wunsch vieler Schüler und Eltern, das Studium an der Oberstufe einer Mittelschule oder an einer berufsbildenden höheren Schule fortsetzen zu können, zu entsprechen, hat der Direktor der Staatsbürgerschule, Rudolf Zechmeister, nach vielen Vorsprachen bei der Landesregierung in Sauerbrunn und im Bundesministerium für Unterricht erreicht, dass zu Beginn des Schuljahres 1924/25 an der Staatsbürgerschule in Mattersburg nach dem Lehrplan der „Deutschen Mittelschule”, einer damaligen österreichischen Schultype, unterrichtet werden durfte.

     

    Die „Burgenländische Deutsche Mittelschule” 1924 bis 1928

    Schon im März 1924 durfte mit Genehmigung der Burgenländischen Landesregierung die Schule die Bezeichnung „Burgenländische Deutsche Mittelschule” führen und wurde als Landesschule in die Verwaltung des neu geschaffenen Bundeslandes Burgenland übernommen. Die Bezahlung der Lehrer besorgte der Bund.

    Mit Erlass der Burgenländischen Landesregierung vom 6. August 1924, ZI. 10.285/24 wurde der Direktion der „Deutschen Mittelschule in Mattersburg mitgeteilt, dass auf Grund des Antrages der Landesregierung vom 25. Juni 1924, ZI. 10.856/5, das Bundesministerium für Unterricht mit Erlass vom 15. Juli 1924, ZI. 15279-11-5/24, gestatte, dass die bisherige Staatsbürgerschule in Mattersburg als „Deutsche Mittelschule” bezeichnet werde und dass dieselbe, da sie vom Land Burgenland erhalten werde, künftighin die Bezeichnung „Burgenländische Deutsche Mittelschule” zu führen habe. Das Bundesministerium für Unterricht hatte mit Erlass vom 18. September 1924, ZI. 17.606/7, der 1. bis 4. Klasse dieser Anstalt das Öffentlichkeitsrecht auf die Dauer der Schuljahre 1924/25 bis 1926/27 verliehen. Das Öffentlichkeitsrecht wurde in der Folge dann immer wieder verlängert.

    Reg.Rat. Direktor Rudolf Zechmeister war der erste Direktor der Schule von 1924 bis 1928. Seiner Initiative und seinen Bemühungen ist es zu danken, dass aus der Bürgerschule eine Mittelschule wurde. Er hat sich auch um den Anschluss des Burgenlandes an Österreich sehr verdient gemacht. Er betätigte sich auch als Komponist und hatte einige seiner musikalischen Schöpfungen dem Burgenland gewidmet, so z.B. einen „Burgenlandmarsch”. Er starb am 1. Dezember 1965 im 85. Lebensjahr in Wien.

     

    Der Lehrplan

    Die “Deutsche Mittelschule” war eine nach der Gründung der Ersten Republik Osterreich geschaffene Schultype. die nur eine kurze Lebensdauer hatte. Laut Lehrplan wurde an der Unterstufe ab der 3. Klasse eine lebende Fremdsprache gelehrt. Aus diesem Grunde wurde an der “Deutschen Mittelschule” in Mattersburg ab der 3. Klasse Französisch unterrichtet.

    Die Lehrer

    An der aus der Staatsbürgerschule hervorgegangenen Deutschen Mittelschule unterrichteten zunächst in Ungarn ausgebildete Bürgerschulprofessoren weiter.

    Zu ihnen gehörten:

    • Direktor Rudolf Zechmeister
    • Maxentius Eigl (D-H)
    • Karl Promintzer (H-Gg)
    • Kornelius Strauß (M-Ph)
    • Josef Zabicza (D-Mus)

     

    Außerdem unterrichteten an der Anstalt noch die Mittelschulprofessoren:

    • Prof. Dr. Karl Ninger (D-F)
    • Dr. Zoltan Soltesz (M-Ph)
    • akad. Maler Franz Erntl.

    Zusätzliches Lehrpersonal:

    • Kaplan Anton Krenn (kath.Rel.)
    • Pfarrer Josef Schroedl (ev.Rel.)
    • Mendelsohn Salamon (isral.Rel.)
    • Anna Leitgeb [Lü-Ha) – HS-Lehrerin
  • 1928 – Burgenländisches Unter-Realgymnasium

    Das „Burgenländische Unterrealgymnasium” 1928 bis 1938

    Der Übergang von der „Deutschen Mittelschule” zum „Unterrealgymnasium” vollzog sich am Beginn des Schuljahres 1928/29.

    Schulorganisation

    Auf Grund des Mittelschulgesetzes vom Jahre 1927 wurde das ganze Mittelschulwesen in Österreich neu geregelt. Die Schultype „Deutsche Mittelschule” wurde im ganzen Bundesgebiet aufgelassen. Diese Maßnahme betraf auch die „Deutsche Mittelschule” in Mattersburg. Durch Ministerialerlass vom 14. Dezember 1927, ZI. 26.088-1/3, wurde diese Schule in ein „Burgenländisches Unterrealgymnasium” umgewandelt, was sie bis zum Jahre 1938 blieb.

    Der Lehrplan Im Zuge dieser Neuorganisation der Schule musste auch der Lehrplan dementsprechend umgeändert werden. Am Unterrealgymnasium in Mattersburg wurde daher ab dem Schuljahr 1928/29 auf Grund der im Bundesgesetzblatt vom 1. Juni 1928 erschienenen Verordnung nach dem Lehrplan für Realgymnasien, Form A. unterrichtet. Es gab von .diesem Zeitpunkt an kein Französisch mehr, sondern ab der 2. Klasse Latein.

    Direktor Dipl.lng. Prof. Josef Ruß wurde anlässlich des neu geschaffenen Unterrealgymnasiums 1928 zum Direk- tor bestellt. und blieb es bis zum Jahre 1935. in dem er infolge einer schweren Krankheit starb.

    Prof. Dr. Hans Graf übernimmt 1935 die Leitung der Schule Das zweite Dezennium der Schule fiel in die politisch und wirtschaftlich schwierigste Zeit der Ersten Republik Osterreich. Es war die Zeit der politischen Umbrüche, der politischen Unsicherheit und der Kriegsjahre. Dies wirkte sich auch auf das schulische Leben aus, was in personeller Hinsicht auch Direktor und Lehrer zu spüren bekamen. Außerdem gab es wiederholte Schwierigkeiten mit dem Schulgebäude.

    Nach dem Ableben des Direktors Prof. Dipl.lng. Josef Ruß wurde Prof. Dr. Hans Graf im Herbst 1935 zunächst zum provisorischen Leiter des Unterrealgymnasiums bestellt und am 1. Oktober 1936 zum definitiven Direktor ernannt.

    Sein Bestreben war es, aus der Untermittelschule eine Vollanstalt zu machen. Doch alle seine diesbezüglichen Bemühungen scheiterten an der Tatsache, dass für eine Vollanstalt kein geeignetes Schulgebäude in Mattersburg vorhanden war, da die Stadtgemeinde ihr Versprechen, für ein Realgymnasium ein neues Schulgebäude zu errichten, bisher nicht eingehalten hatte. In der wirtschaftlich trostlosen und politisch unsicheren Zeit der Dreißigerjahre konnte überhaupt nicht mehr an die Realisierung dieses Versprechens gedacht werden, da es doch so viele andere, dringendere wirtschaftliche Probleme zu lösen gab.

    Die Lehrer

    Ab dem Schuljahr 1928/29 standen an der Schule nur mehr Gymnasialprofessoren in Verwendung. Zu ihnen gehörten:

    • Prof. Dr. Josef Domandl
    • Prof. Dr. Hans Graf
    • Prof. Martin Jandl
    • Prof. Alexander Lenk
    • Prof. Dr. Fritz Mayr,
    • Prof. Dr. Karl Ninger
    • Prof. Dr. Paul Rauchbauer
    • Prof. Josef Stehlik
    • akad. Maler Prof. August Wenzl

    Außerdem wirkten an der Schule noch:

    • Kaplan Johannes Ehrenreich (kath.Rel.)
    • Pfarrer Josef Schroedl (ev.Rel.)
    • Salamon Mendelsohn (israel.Rel.)
    • Barbara Sieber (Lü)
    • Maria Erhart (Lü),
    • Agnes Karner (Ha),
    • Johanna Pobczinski (Ha)
    • Schulwart: Michael Glocknitzer

    Das Schulgebäude

    Hinsichtlich des Schulgebäudes blieb alles beim alten Zustand. Obwohl die Gemeinde Mattersburg sich schon anlässlich der Gründung der Staatsbürgerschule für den Neubau eines Schulgebäudes verpflichtet hatte, kam es nie zur Einhaltung dieses Versprechens. An einen Ausbau der Schule war daher in den zwanziger und Dreißigerjahren nicht zu denken.

  • 1938 – Staatliche Oberschule für Jungen (ab 1942 als Kriegslazarett verwendet)

    Die “Staatliche Oberschule für Jungen” 1938-1945

    Der Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich und die damit verbundene Aufteilung des Burgenlandes auf die benachbarten Reichsgaue Niederdonau und Steiermark rüttelten am Weiterbestehen der Untermittelschule in Mattersburg, da eine Verlegung dieser Schule in das mittlere Burgenland (Oberpullendorf) , wo sie dringender benötigt wurde, in Diskussion stand. Dieser Plan konnte aber wegen Fehlens eines geeigneten Schulgebäudes nicht verwirklicht werden.

    Nach Einbeziehung des nördlichen und mittleren Burgenlandes in den Reichsgau Niederdonau wurde die Mattersburger Untermittelschule nach vielen mündlichen und schriftlichen Interventionen des Direktors Dr. Hans Graf von jenem als Schulerhalter übernommen und im Herbst 1939 zur „Staatlichen Oberschule für Jungen” erklärt, die aber auch von Mädchen besucht werden durfte.

    Der Schule wurde auch ein “Staatliches Schülerheim” angeschlossen, mit dessen Leitung STR Dr. Josef Müllner betraut wurde.

    Die Errichtung dieser beiden Institutionen bedeutete den Übergang von der Untermittelschule zur Vollanstalt. Schon während des Krieges führte die Anstalt eine Oberstufe mit einer fünften, sechsten und siebenten Klasse.

    Der Lehrplan

    Nach der Angliederung Österreichs an das Deutsche Reich war es selbstverständlich, dass das gesamte Unterrichts- und Erziehungswesen entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie ausgerichtet werden musste.

    Wer sich heute ein Schulzeugnis aus der nationalsozialistischen ansieht, kann aus der Reihenfolge der Unterrichtsgegenstände genau erkennen, nach welchen Gesichtspunkten das Unterrichts- und Erziehungswesen zu erfolgen hatte.

    An erster Stelle stand im Lehrplan die Leibeserziehung mit fünf Wochenstunden, welche die körperliche Ertüchtigung der Jugend zur Stärkung der deutschen Wehrkraft zum Ziele hatte. Dementsprechend rangierte dieser Unterrichtsgegenstand auch im Zeugnis an erster Stelle. An zweiter Stelle folgten im Lehrplan und im Zeugnis die Unterrichtsfächer Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Kunsterziehung und Musik, die den Schülern die deutsche Geschichte und Kultur aufzeigen sollten. An die dritte Stelle reihten sich die naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Den letzten Platz nahmen im Lehrplan die Sprachfächer ein.

    Für die Mädchen gab es den Unterricht aus Kochen, Haus- und Gartenarbeit, Handarbeit, Gesundheitslehre und den Dienst in Säuglingsheimen, in Kindergärten und in der Familie.

    Zu den Freifächern gehörte der „Konfessionsunterricht”. Außerdem erhielt das Zeugnis noch einen verbalen Vermerk über: „Allgemeine Beurteilung des körperlichen, charakterlichen und geistigen Strebens und Gesamterfolges”.

    Die Schule auf der Wanderschaft

    Am Beginn des Schuljahres 1938/39 übersiedelte die Schule in das von der nationalsozialistischen Schulbehörde beschlagnahmte Gebäude der im gleichen Jahr verbotenen Katholischen Lehrerbildungsanstalt. Hier waren genügend Räume für eine 8-klassige Mittelschule und für ein Schülerheim vorhanden. Erst jetzt konnte infolge des Vorhandenseins eines geeigneten Schulgebäudes an den Ausbau des Unterrealgymnasiums zu einer Vollanstalt geschritten werden.

     

     

    Doch nicht lange durfte sich die Anstalt des neuen Schulgebäudes erfreuen. Das Schulgebäudeproblem begann von neuem, denn schon im Jahre 1942 wurde das Gebäude von der deutschen Wehrmacht als Reservelazarett in Anspruch genommen. Die Oberschule musste in Räume der Volksschule (sh. Bild 1) umquartiert werden, wo sich auch die Hauptschule befand. Aber auch hier konnte die Oberschule nicht lange bleiben, da auch das Volksschulgebäude im Jahre 1944 als Kriegslazarett in Verwendung genommen wurde.

    Die Schule stand jetzt wieder ohne Unterkunft da, bis sie endlich im Gasthof Steiger (Bild 2) ein neues Notquartier beziehen konnte.

     

    Die Einstellung des Schulbetriebes

    Durch die Einberufung der Lehrer zum Kriegsdienst trat an der Schule ein akuter Lehrermangel ein und durch die wiederholte Umquartierung der Schule während des Krieges wurde der Unterricht sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass gegen Ende des Krieges nur mehr ein Notunterricht aufrechterhalten werden konnte.

    Als sich die russische Armee immer näher an die Ostgrenze unseres Burgenlandes vorschob, wurden sogar Schüler der 6. und 7. Klassen zum Wehrdienst eingezogen. Das hatte die Auflösung dieser beiden Klassen zur Folge. Durch die einsetzenden Kriegshandlungen im burgenländischen Raum musste der Schulbetrieb im Frühjahr 1945 zur Gänze eingestellt werden.

  • 1945 – Staatsrealgymnasium (mit gymnasialem Zweig)

    Das “Staatsrealgymnasium (mit gymnasialem Zweig)”

    Der provisorische Leiter

    Mit der provisorischen Leitung der Anstalt wurde am 26. Juli 1945 vom Landesschulrat für Niederösterreich – das Burgenland war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder hergestellt – der aus dem Kriege heimgekehrte und seit 16. September 1938 zum Personalstand der Schule zählende Mittelschullehrer Dr. Friedrich Szmudits betraut.

    Die Situation der Schule nach Kriegsende

     

    Die Kriegsereignisse  haben von dieser Schule fast nichts übrig gelassen. Es gab kein Schulgebäude. Dieses war, wie später berichtet wird, der Anstalt durch verschiedene Umstände gänzlich verloren gegangen. Es gab auch keine Lehrmittel, denn diese lagen unbrauchbar geworden auf dem Düngerhaufen des Gasthauses Steiger. Im Hof dieses Gasthauses lagen auch, schon monatelang der Witterung ausgesetzt, die Schülertische und Schülersessel, die von ukrainischen zivilen Rückwanderern zu einem guten Teil als Heizmaterial verwendet worden waren. Auch von den Schulakten war nur wenig übrig geblieben.

    Ein neuer schwerer Anfang

    Vor diese triste Situation der Schule gestellt, hatte der prov. Leiter Dr. Friedrich Szmudits eine schier unlösbare Aufgabe zu bewältigen, wobei es vor allem galt, den Weiterbestand der Schule zu sichern. Aus dem Nichts musste mit dem Neuaufbau der Schule begonnen werden. Das Gebäudeproblem wurde wieder einmal zur Existenzfrage der Schule. Um auf die vielen Anfragen der Schüler und deren Eltern hinsichtlich des Weiterbestandes der Mittelschule in Mattersburg eine Antwort geben zu können, musste zunächst das akut gewordene Gebäudeproblem einer Lösung zugeführt werden, denn nach Kriegsende stand die Anstalt vollkommen obdachlos da.

    Das Gebäude der ehemaligen Katholischen Lehrerbildungsanstalt, das in dem die Oberschule bis zum Jahre 1942 untergebracht war, war von der russischen Besatzungsmacht in Beschlag genommen und erst nach langen Verhandlungen von dieser am 1. Juli 1946 freigegeben worden.

    Außerdem musste dieses Schulgebäude, das Eigentum der Apostolischen Administratur des Burgenlandes war, aber von der nationalsozialistischen Schulbehörde für Zwecke der “Staatlichen Oberschule” beschlagnahmt worden war, wieder im Wege des Wiedergutmachungsverfahrens zurückgestellt werden. Die Schule hatte daher keinen Anspruch auf weitere Benützung dieses Schulgebäudes

    Das alte Schulgebäude des Unterrealgymnasiums wurde während des Krieges von der Stadtgemeinde Mattersburg um 50.000 RM an die BAST (Obst- und Gemüseverwertungsgenossenschaft Wiesen und Umgebung) verkauft. Auf diese Weise ging der Schule auch noch dieses alte Schulgebäude verloren.

    Das Notquartier der Schule

    Der prov. Leiter der Anstalt war nun gezwungen, sich anderwärtig um Räume für die Schule umzusehen. Mit Hilfe des damaligen. von der russischen Kommandantur zwangsweise zum Bürgermeister der Stadtgemeinde eingesetzten Oberamtmann Johann Simon gelang es, im Gebäude der kleinen Gewerbeschule und im Gasthof Haidenwolf Räume für eine notdürftige Unterbringung zu bekommen.

    Mit Erlaubnis der Besatzungsmacht durfte ein Teil der im Hof des Gasthauses Steiger lagernden Schülertische und Schülersessel mit Pferdefuhrwerken in die Notunterkunft der Schule transportiert werden.

    Die Eröffnung des Schuljahres 1945/46 Mit diesem armseligen Mobiliar und nach ,einer nur flüchtigen Reinigung der Räume in der Gewerbeschule und im Gasthof Haidenwolf konnte mit der Vorbereitung der Eröffnung des Schuljahres 1945/46 begonnen werden. Für den Beginn und die Durchführung des Unterrichts im Schuljahr 1945/46 waren die im Erlass des Staatsamtes für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten vom 3. September 1945 enthaltenen Richtlinien maßgebend.

    Die Schulorganisation Durch die Bestimmungen des Erlasses vom 3. September 1945 mussten alle im nationalsozialistischen Schulwesen eingeführten Schulbezeichnungen aufgehoben und durch die traditionellen Schultypen Österreichs ersetzt werden. Entsprechend der in diesem Erlass angeordneten Differenzierung der Schultypen im Sinne der alten österreichischen Schulformen wurde mit Beginn des Schuljahres 1945/46 die “Oberschule” in Mattersburg als österreichisches “Realgymnasium” weitergeführt und erhielt die Bezeichnung “Staatsrealgymnasium (mit gymnasialem Zweig)”. Der gymnasiale Zweig bezog sich nur auf die Oberstufe.

    Der Lehrplan

    Ebenso wurden sämtliche Lehrpläne der nationalsozialistischen Zeit durch den Erlass vom 3. September 1945 außer Kraft gesetzt. An ihrer statt musste auf den Mittelschullehrplan vom Jahre 1928 zurückgegriffen werden.

    Folgende Fremdsprachen wurden an der Schule unterrichtet:

    • Englisch von der 1. bis 8. Klasse Latein von der 3. bis 8. Klasse
    • Französisch von der 5. bis 8. Klasse (Realgymnasium)
    • Griechisch von der 5. bis 8. Klasse (Gymnasium)

    Der Unterricht konnte im ersten Nachkriegsjahr am 22. Oktober 1945 begonnen und in allen Unterrichtsgegenständen, mit Ausnahme Naturgeschichte, erteilt werden.

    Die Lehrer

    • Dr. Friedrich Szmudits, prov. Leiter, H, Gg
    • Dr. Anna Wagner, M, Ph
    • VL. Johann Franz Mayer, M, Lü (Gg, Dst. Geom., Steno)
    • VL. Johann Riedinger, D, L
    • VL. Hermann Stocker, BE
    • P. Ludwig Gurtner, kath. Religion, (Ph)
    • Pfarrer Josef Schroedl, ev. Religion
    • P. Dr. Ludwig Hammersberger, ME (G, L, E)
    • Dr. Margarete Schneider, E, H (Gg, D)
    • VL. Julius Bauer, D, F, administrativer Mitarbeiter des Direktors
    • HSchL Hans Paul, E, H (D, BE)
    • Mag. Dipl.lng. Thomas Seedoch, Ch
    • P. Dr. Leopold Prohaska, Phil. Einf. Unterr.
    • Schulwart Daniel Hawlik

    Die Schüler

    Bei der Aufnahme der Schüler als auch im Unterricht musste auf jene Kinder, die durch die Kriegsereignisse, durch schwere Schicksalsschläge in der Familie oder aus politischen und rassischen Gründen aus ihrer normalen Schullaufbahn geworfen wurden, Rück- sicht genommen werden. Durch entsprechende Obergangsmaßnahmen sollte auch den Hauptschülern entsprechend ihrer Begabung und Neigung der Bildungsweg in eine Mittelschule eröffnet werden.

    Im Schuljahr 1945/46 zählte die Anstalt 133 (45) Schüler(innen) und führte die Klassen 1 bis 6 und die 8. Klasse.

    Der geringe Schülerstand in diesem ersten Nachkriegsjahr war auf die schlechten Verkehrsverhältnisse, auf den Mangel an Verkehrsmitteln, auf die Unsicherheit auf den Straßen und auf das Fehlen eines Schülerheimes zurückzuführen.

    Trotz der kriegsbedingten geringen Kenntnisse der Schüler zu Beginn des Schuljahres 1945/46 und des Mangels an Schulbüchern und Lehrmitteln im ersten Nachkriegsjahr waren die Lernerfolge dank der außerordentlichen Anstrengungen aller an der Anstalt tätigen Lehrer recht zufrieden stellend.

  • 1946 – Bundesrealgymnasium (mit gymnasialem Zweig) 1. Matura (8 Kandidaten)

    Bundesrealgymnasium (mit gymnasialem Zweig)

    Die erste Matura an der Schule

    Am Ende des Schuljahres 1945/46 fand über ministeriellen Auftrag unter dem Vorsitz des prov. Leiters Dr. Friedrich Szmudits die erste Reifeprüfung an der Anstalt statt. Es war dies die erste Matura, die es seit der Gründung der Schule gegeben hatte.

    Die Reifeprüfung wurde gemäß Erlass des Bundesministeriums für Unterricht vom 18. März 1946, ZI. 4931-IV-7-1946, durchgeführt. Die schriftlichen Reifeprüfungen wurden am 20., 21. und 22. Mai 1946 abgehalten. Die mündliche Reifeprüfung erfolgte laut Erlass des Bundesministeriums für Unterricht vom 17. Mai 1946, ZI. 13986-IV/P/46, am 15. Juni 1946.

    Von den 10 Schülern der 8. Klasse waren 6 zur Reifeprüfung angetreten. 4 Schüler hatten sich zu Überbrückungskursen an den Hochschulen in Wien gemeldet.

    • Fass Josef
    • Klein Reinhard
    • Kräftner Herta Maria
    • Kremser Johann
    • Szmolyan Emil
    • Tunkl Elvira Maria

    Das Prüfungsergebnis:

    Zwei der Kandidaten haben die Matura mit “Auszeichnung” (Josef Fass und Herta Maria Kräftner), die übrigen vier Schüler mit “Stimmeneinhelligkeit” bestanden.

    Mit dem Vorhandensein einer 8. Klasse und mit der Durchführung der ersten Matura im Schuljahr 1945/46 war die allgemein bildende höhere Schule in Mattersburg nun endgültig eine Vollanstalt geworden. Damit war aber der Weiterbestand der Schule noch nicht ganz gesichert. Es bedurfte noch der Übernahme der Lehranstalt durch den Bund und der Sicherstellung eines für die folgenden Jahre erforderlichen Schulgebäudes.